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Caritas unterstützt Buchprojekt

Autorin Zeynab_Khoga mit Übersetzer Abdellatif_Tajri. ©Caritas Axel_Küppers
Datum:
9. Mai 2025
Von:
Axel Küppers

Die Caritas unterstützt Zeynab Khoga bei der Übersetzung und Herausgabe eines Buchprojektes. Die Kurdin aus Syrien hat ihre Fluchtgeschichte auf Arabisch bereits aufgeschrieben. Zurzeit übersetzt Abdellatif Tajri die Erzählungen ins Deutsche. Der Marokkaner, der in Neuss lebt, ist vereidigter Übersetzer und guter Dinge, seinen Auftrag in Kürze abgeschlossen zu haben. „Bei der Übersetzer-Tätigkeit handelt es sich um ein gefördertes Projekt, das wir unterstützen“, sagt Dr. Ute Pascher-Kirsch. Die Fachbereichsleiterin des Caritas Fachdienstes für Integration und Migration (FIM) und ihr Team suchen im zweiten Schritt einen Verlag, der das Buch herausgibt. „Darüber hinaus freuen wir uns auch über jede Spende für das Projekt“, so die FIM-Leiterin. 

 Zeynab Khoga engagiert sich als Patin über den Sprachpool im FIM ehrenamtlich als Übersetzerin für geflüchtete Menschen insbesondere aus den kurdischen Gebieten im Nahen Osten. 2016 ist die 48-jährige ausgebildete Pädagogin mit ihrer Familie aus ihrer Heimat nahe der kurdischen Stadt Amude im Norden von Syrien geflohen. Zuerst kam sie ins Saarland. Seit 2022 lebt sie in Neuss-Holzheim. „Als Kurdin und auch als Frau wird man in Syrien diskriminiert, ist Bürger zweiter Klasse. Zweiter Grund für unsere Flucht war der Bürgerkrieg“, berichtet Zeynab Khoga in akzentfreiem Deutsch. Den Oberstufenkurs C1 hat sie in der neuen Heimat absolviert. Außerdem besitzt sie mittlerweile auch die deutsche Staatsangehörigkeit.   

Die Kurdin ist als Schriftstellerin im arabischen bzw. nordafrikanischen Raum bekannt und geschätzt. In ihren Werken voller Poesie spricht sie gesellschaftliche Missstände an. Ihre Prosa ist in Afrika in der ägyptischen Hauptstadt Kairo vorgestellt worden. Des weiteren in zwei Ländern auf der arabischen Halbinsel: in der Hauptstadt Maskat von Oman und der Hauptstadt Doha in Katar. Für die Zukunft ist geplant, dass es noch in Khartum in Sudan vorgestellt wird. „Jedoch ist das bislang aufgrund des Bürgerkrieges noch nicht möglich“, sagt Zeynab Khoga.  

Der Bürgerkrieg, der Kampf der kurdischen Minderheit gegen die Repressionen im Assad-Regime, aber auch die schwierige Rolle der Frau in einer patriarchalisch geprägten Welt sind wiederkehrende Themen. 

Das Buchprojekt, das Zeynab Khoga jetzt mit Unterstützung der Caritas in Deutschland realisieren möchte, darf man sich nicht als klassischen Roman mit stringenter Handlung vorstellen. „Es sind verschiedene Stränge, die teilweise miteinander verwoben sind, im Grund ein Kompendium mehrerer Geschichten“, beschreibt es Abdellatif Tajri. Der Übersetzer trifft sich regelmäßig im FIM an der Neusser Salzstraße 55 mit Zeynab Khoga und bespricht sprachliche Feinheiten. 

Die Geschichten werfen ein Schlaglicht auf Vorkommnisse im Nahen Osten, die Zeynab Khoga erlebt hat. Es sind ins Literarische eingebettete Erzählungen, die schonungslos die Schrecken von Krieg, Diskriminierung, Elend, Gewalt, Flucht und Terror beschreiben. Beispielsweise die Geschichte von „Jasmin“, die von ihrem eigenen Vater getötet wird, weil sie einem Gerücht zufolge ihren Ehemann mit einem Anderen betrogen haben soll. 

  Es sind Erlebnisse, die sich in einer Region zugetragen haben, wo die Kontinente Europa, Asien und Afrika aufeinanderprallen. Zeynab Khogas Schicksal zeigt exemplarisch, wie geflüchtete Menschen aus diesem Krisenherd im Westen ankommen und Fuß fassen. Im Gepäck haben sie die seelischen wie körperlichen Verletzungen ihrer Vergangenheit, die es zu verarbeiten gilt. Der FIM fasst diese Aufarbeitung als moralische Pflicht der westlichen Zivilgesellschaft auf. „An diesem Punkt möchten wir unterstützend anknüpfen und die Fluchtgeschichte von Zeynab Khoga hierzulande bekannt machen“, sagt Alice Klingen. Die Sozialarbeiterin ist im FIM die direkte Ansprechpartnerin und hat sich vielfältig eingesetzt, dass der Kurdin am Niederrhein eine Perspektive für ihr Leben entwickelt worden ist. 

Mit Willenskraft und einem funktionierenden Netzwerk steht Zeynab Khoga nunmehr vor dem Schritt, ihre Fluchtgeschichte publik zu machen. Zum Netzwerk gehört zunächst die Caritas, wo stabile Brücken der Integration gebaut worden sind. Zum zweiten ist es das kulturpolitische Netzwerk, in dem sie sich etabliert hat. In der literarischen Welt hat Zeynab Khoga mit der österreichischen Schriftstellerin und Medienwissenschaftlerin Dr.in Ishraga Mustafa Hamid eine Ansprechpartnerin gefunden. Sie teilt die Sorgen und Nöte der Geflüchteten und unterstützt den Befreiungsprozess der Frauen. Eine Schreibwerkstatt fand im Rahmen des Projekts Mendy für Friedenskultur und Diversitätsmanagement statt, initiiert und koordiniert von der sudanesisch-österreichischen Autorin, Kulturschaffenden und Übersetzerin. Der Titel der Schreibwerkstatt lautete „Wir schreiben uns unsere Geschichten selbst“, das Motto hieß „Wir schreiben, um uns zu heilen“.

Ihr drittes Netzwerk ist die Familie, aus der sie Kraft und Lebensmut schöpft. Hierzu gehören vor alle die drei Kinder Aras, die 15-jährige Gulizar sowie der 24-jährige Ferhad, um den sich Zeynab Khoga aufgrund seiner Behinderung rund um die Uhr kümmert. Der 20-jährige Aras, der gerade Abitur macht an der Neusser Gesamtschule, war es auch, der ihr die Caritas mit dem Neusser Fachdienst für Integration und Migration ans Herz gelegt hat.