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Mit Talk & Theater zur Interreligiosität

Elisabethtag 2025 neu
Datum:
10. Nov. 2025
Von:
Axel Küppers

“Wenn wir uns an Gott orientieren, kann Frieden gelingen. Er hat uns das Geschenk der Freiheit und des Gewissens gegeben, so dass wir Gut und Böse unterscheiden können.“ Mit diesen Worten hat Kreisdechant Pfarrer Hans- Günther Korr den diesjährigen Elisabethtag treffend charakterisiert. 

Im Kloster Knechtsteden hat die Gemeindecaritas zum traditionellen Elisabethtag eingeladen, der ein Dankeschön an die vielen 100 Ehrenamtlichen ist, die sich das ganze Jahr über in den vielfältigen Diensten der Caritas und den sozial-karitativen Gruppierungen der katholischen Pfarrgemeinden im Rhein-Kreis Neuss engagieren. So wie Reinhard Konitzer und seine Frau Marlies Schweren, die den erlebnisreichen Nachmittag in Knechtsteden sichtlich genießen. Der 76-jährige Pulheimer lebt seine Verbundenheit zum Caritashaus St. Elisabeth in Rommerskirchen, wo seine Ehefrau vor zwei Jahren verstorben ist, indem er sich ehrenamtlich einmal die Woche mit den Senioren auf der Demenz-Station beschäftigt, beispielsweise Spaziergänge oder Gesellschaftsspiele mit den Bewohnern macht. Die frühere OP-Schwester Marlies Schweren wiederum betreut in St. Elisabeth den Bruder einer Freundin, der an einem Hirntumor erkrankt ist. „Das Ehrenamt macht mich zufrieden und gibt meinem Tag Struktur“, sagt der pensionierte Ford-Mitarbeiter.

Das Motto des diesjährigen Zusammenkommens in Knechtsteden heißt „Interreligiosität“. Caritas-Vorstand Benjamin Lampa nennt in der Theaterscheune zur Begrüßung der rund 150 Gäste aus dem Wohlfahrtsverband und aus den Pfarrgemeinden  als Klammer die fünf Prinzipien, an denen die Caritas ihr christliches Selbstverständnis im interreligiösen Kontext der Weltreligionen orientiert: „Dies sind Menschlichkeit, Gewaltlosigkeit, Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit und vor allem die goldene Regel Gegenseitigkeit.“ 

Das konkretisiert Benjamin Lampa in der abschließenden Talkrunde, an der neben Pastor Korr als Vorsitzender des Caritasrates noch Dorothea Gravemann als Vertreterin der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Neuss, der Islamwissenschaftler Enes Atac sowie Murat Gök als muslimischer Ehrenamtlicher des Vereins GIVE (Gesellschaft für interkulturelle Verständigung Kerpen) teilnehmen. „Wir sind bunt. Wenn wir Bewerber fragen, warum sie sich für die Caritas entschieden haben, bekommen kommt häufig als Antwort: Weil ihr die Nächstenliebe lebt.“

Auf die Frage des Moderatorenteams Dr. Jan Reisener und Udo Böhmer von „die Mutmacher“, wie der interreligiöse Dialog gelingen kann, finden die Talkgäste vielfältige Antworten. Dorothea Gravemann beschreibt ihre positiven Erfahrungen in einer deutschen Reisegruppe in Israel, die mit offenem Herzen empfangen worden sei. Gleiches bestätigt Enes Atac, der auf einer Romreise zum Grab des verstorbenen Papstes Franziskus nicht den Hauch von Vorurteilen gespürt habe. Für Murat Gök ist im interreligiösen Dialog vor allem das deutsch-türkische Theaterprojekt „Halber Apfel“ ein wichtiger Baustein.  

Die Botschaften dieses Laienschauspiel-Ensembles um den Autor, Schauspieler und Regisseur Murat Isboga darf das Publikum vor dem Talk ausgiebig genießen. Die Szenen aus „Öztürks III – Die Traumhochzeit“, die von der Liebe zwischen der Deutschen Nina und dem Türken Hakan handelt, lösen spontanen Zwischenapplaus aus und langweilen keine Sekunde. Mit dem zentralen Satz „Wir lieben uns – das ist doch das, was zählt“ überwindet das Paar aus unterschiedlichen Welten Vorurteile und Ressentiments, so dass am Ende sogar die Väter Freundschaft schließen und der Hochzeitstanz ein Fest der Freude wird. 

Apropos halber Apfel: Einen ganzen Apfel für den Nachhauseweg nach dreieinhalb kurzweiligen Stunden mit vielen Anregungen, Kultur und einem reichhaltigen  Buffet gibt es für jeden Ehrenamtlichen, persönlich überreicht von Silvia Wolter und 

Jürgen Weidemann von der Gemeindecaritas, die den Elisabethtag organisiert hat. Auf dem vitaminreichen Giveaway ist in die tiefrote Schale eingeritzt: Herzliches Dankeschön – Ihre Caritas im Rhein-Kreis Neuss.