Sucht betrifft uns alle - Hilfe auch

Die Fachambulanz für Suchtkranke der Caritas Sozialdienste Rhein-Kreis Neuss stellt sich der Realität moderner Suchtberatung. Beim bundesweiten Aktionstag Suchtberatung unter dem Motto „Sucht betrifft uns alle – Hilfe auch“ hat sich die Fachambulanz eingebracht. „Für uns ist dieses Motto keine Parole, sondern Alltag“, sagt Philipp Alfken, Fachbereichsleiter Suchtkrankenhilfe. „Kaum jemand in Deutschland, der nicht jemanden kennt, der ein Suchtproblem hat – und trotzdem reden wir selten drüber.“
Alfken macht deutlich, dass Sucht nicht nur Konsumenten betrifft, sondern Familien, Freundeskreise, Arbeitsplätze und ganze Stadtviertel. „Wir erleben täglich, dass Abhängigkeit mitten in der Gesellschaft angekommen ist – oft unbemerkt, manchmal ganz leise.“ Außerdem wandele sich das Bild von Sucht. Sucht zeige sich heute seltener in Form eines einzelnen Suchtmittels. „Viele unserer Klientinnen und Klienten konsumieren mehrere Substanzen – von Alkohol und Cannabis über Medikamente bis hin zu illegalen Drogen wie Crack, dessen Konsum spürbar steigt.“ Diese sogenannte Polysubstanzabhängigkeit mache die Beratung komplexer, weil Lebenslagen und Konsummuster ineinandergreifen.
Hinzu kommen laut Alfken neue psychoaktive Stoffe, deren Wirkung kaum erforscht ist. Manchmal verändern sich Konsummuster schneller, als Forschung und Hilfesystem reagieren können. „Das fordert uns als Fachkräfte, aber auch als Gesellschaft ständig neu heraus.“
Die Fachambulanz der Caritas bietet kreisweit Unterstützung für Menschen, die sich mit ihrem Verhalten auseinandersetzen möchten – sei es im Umgang mit Alkohol, Drogen, Glücksspiel oder ihrem Essverhalten. „Die Beratung ist vertraulich, kostenfrei und auf Augenhöhe“, betont der Fachbereichsleiter. Sie richte sich auch an Angehörige, Kolleginnen und Kollegen oder Menschen, die sich informieren möchten.
„Viele kommen mit Scham, manche mit Angst“, berichtet Alfken. „Aber wenn sie merken, dass hier jemand zuhört und begleitet, ist das oft der Moment, in dem Hilfe überhaupt erst möglich wird.“ Suchtberatung geschehe meist im Hintergrund – leise, bevor eine Krise öffentlich wird. „Unsere Aufgabe ist es, früh anzusetzen, Stabilität zu schaffen und Wege aus der Abhängigkeit zu eröffnen.“ Das sei keine Arbeit für Schlagzeilen, aber sie halte Menschen im Leben.
Suchtberatung sei Teil der sozialen Grundversorgung – so selbstverständlich wie Hausärzte oder Schulen. Nur rede kaum jemand darüber. Philipp Alfken: „Wir wünschen uns, dass Sucht nicht länger als Randthema gesehen wird, sondern als das, was es ist: eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.“
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