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Flucht, Trauma, Migration

FIM Flucht
Datum:
19. Feb. 2024
Von:
Axel Küppers

 Geflüchtete nicht stigmatisieren und die Leistung von Flucht anerkennen – diese Botschaft hat Dr. Pradeep Chakkarath (Foto)  bei einer Veranstaltung im Neusser Caritashaus International gegeben. Der Kulturpsychologe sprach vor zwei Dutzend Zuhörer_innen auf Einladung des Caritas-Fachdienst für Integration und Migration zum Thema „Psychologische Dynamiken von Flucht, Trauma und Migration“. 

Dr. Chakkarath warnte in seinem Referat vor Stereotypen: „Nicht jeder Geflüchtete ist traumatisiert, jede Fluchtgeschichte ist besonders, jeder Mensch ist kulturell individuell geprägt.“ Dem Wissenschaftler ging es zunächst um eine saubere Abgrenzung der Begrifflichkeiten: Was unterscheidet Migration von Flucht? Was ist überhaupt ein Trauma? Gehen Frauen mit Flucht resilienter um als Männer?  

Der aus Südindien stammende und seit seinem 11. Lebensjahr in Deutschland lebende Psychologe empfahl vor dem Hintergrund von weltweit 90 Millionen Menschen auf der Flucht ein differenziertes Bild auf das komplexe Flüchtlingsthema. Der Co-Direktor des Hans Kilian und Lotte Köhler Centrums (KKC) und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Sozialtheorie und Sozialpsychologie der Ruhr-Universität Bochum hinterfragte Aspekte: „Warum sind von 950.000 nach Deutschland geflüchteten Ukrainern seit 2022 erst 20 % nach einem Jahr erwerbstätig, obwohl 45 % einen akademischen Berufsabschluss haben?“  Gemeinsam in der Runde aus Sozialarbeitern, Pädagogen, ehrenamtlich Tätigen in der Flüchtlingshilfe und der Integrationsarbeit sowie selbst von Flucht Betroffenen wurde nach Ursachen geforscht. Ein Grund könnte die mangelnde Anerkennung hierzulande der Hochschul-Abschlüsse sein. 

Die politische Dimension des Themas eröffnete Fadi El Abbas mit seiner Frage, was es mit dem Begriff „Remigration“ auf sich hat. Fadi El Abbas ist Caritas-Mitarbeiter und Integrationsbeauftragter des Erzbistums Köln für den Rhein-Kreis Neuss. Zusammen mit dem Referenten war man sich im Caritashaus International einig, dass „Remigration“ ein beschönigender Begriff für Abschiebung und ein stereoptyp verwandtes Wort einer bestimmten politischen Richtung ist mit dem Ziel, propagandistisch aufzuhetzen. Dr. Pradeep Chakkarath: „Wer so etwas in den Mund nimmt, will Unerhörtes wieder salonfähig machen.“

Teil 1 dieser Reihe des Bündnisses „engagiert für Integration! Gemeinsam im Rhein-Kreis Neuss“ folgt im Laufe des Jahres Teil 2 mit einem Workshop „Kulturelle Identität und Konfliktlösung.“ Info unter fadi.el-abbas@caritas-neuss.de oder Tel. 02131 269319.